Spa 2011Das Audi Sport Team Joest erlebte beim Renndebüt des neuen Audi R18 TDI in Spa-Francorchamps (Belgien) eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Nach einem perfekten Qualifying und einer tollen Show in der Anfangsphase des Rennens belegten die drei Audi R18 TDI die Plätze drei, vier und fünf. Zu Beginn des Rennens sahen die 34.600 Zuschauer eine starke Vorstellung des neuen LMP1-Sportwagens der AUDI AG. André Lotterer übernahm am Start die Führung und verteidigte diese bis kurz vor seinem ersten Boxenstopp. Auch der von der Pole-Position gestartete Timo Bernhard und Allan McNish (trotz eines Drehers in der Startrunde) mischten in der ersten Stunde an der Spitze mit und lieferten sich im dichten Verkehr begeisternde Duell mit der Konkurrenz.
Doch kleinere Zwischenfälle, die in der Summe große Auswirkungen hatten, warfen alle drei Audi R18 TDI zurück. Der anfangs klar führende André Lotterer musste beim ersten Boxenstopp zurückgeschoben werden und verlor so wertvolle Zeit. Sein Teamkollege Benoît Tréluyer kam außerplanmäßig an die Box, weil sich auf dem linken Vorderreifen ein ungewöhnlich großes Stück Gummiabrieb gesammelt hatte. Kurz danach wiederholte sich dieses Phänomen, worauf der Franzose ins Kiesbett rutschte und zwei Runden verlor. Marcel Fässler klagte anschließend über ein anspruchsvoll zu fahrendes Auto – auch er hatte mit Pickup zu kämpfen. Am Ende belegte der Audi R18 TDI mit der Startnummer “2” den fünften Platz.
Auch der von der Pole-Position gestartete Timo Bernhard hatte Pech: Im Kampf um die Spitze wurde er im schnellen Streckenabschnitt “Blanchimont” am Heck von einem langsameren Fahrzeug touchiert. Dabei wurden die Heckhaube und der Diffusor beschädigt. Romain Dumas und Mike Rockenfeller hatten anschließend mit einem unterschiedlichen Fahrverhalten in Links- und Rechtskurven zu kämpfen. Auch die Startnummer “1” musste kurz vor dem Ziel wie die beiden anderen Audi R18 TDI noch einmal zum Nachtanken kurz an die Box kommen. Mit zwei Runden Rückstand wurden Bernhard/Dumas/Rockenfeller Vierte.
Das erste Podiumsergebnis für den neuen Audi R18 TDI erzielten Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish, die bei der Le-Mans-Generalprobe in Spa wie im Vorjahr den dritten Platz belegten. Doch auch die Besatzung der Startnummer “3” wurde unter Wert geschlagen. Ein Dreher von Allan McNish in der Startrunde blieb noch ohne Folge: Der Schotte kämpfte sich von Platz 16 schnell wieder an die Spitze heran. Dindo Capello aktivierte in seinem Stint versehentlich den Geschwindigkeits-Begrenzer für die Boxengasse und verlor dadurch rund 20 Sekunden. Nach einer Korrektur des Reifendrucks an der Vorderachse war Tom Kristensen in der Schlussphase auf dem Vormarsch: Der Le-Mans-Rekordsieger hatte schon den zweitplatzierten Peugeot im Visier, als eine Stunde vor Rennende der linke Hinterreifen plötzlich Luft verlor und ein außerplanmäßiger Boxenstopp notwendig wurde. Mit einer Runde Rückstand wurden Capello/Kristensen/McNish schließlich Dritte.
Stimmen nach dem Rennen
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): “Natürlich ist das Ergebnis des Rennens in Spa für uns enttäuschend, denn der Audi R18 TDI ist bei seinem Debüt ganz klar unter Wert geschlagen worden. Wir waren Peugeot im puren Speed ebenbürtig, aber es gab einfach zu viele kleine Dinge, die schiefgegangen sind – und zwar leider bei allen drei Fahrzeugen. Das war schon etwas frustrierend. Wir nehmen als positive Erkenntnis mit nach Hause, dass wir ein schnelles Auto haben, das wir aber noch besser nutzen müssen. Wir haben heute unter Rennbedingungen sehr viel gelernt. Diese Erkenntnisse müssen wir nun bis Le Mans umsetzen.”
Dindo Capello (Audi R18 TDI #3): “Es war ein schwieriges Rennen für mich. In meinem ersten Stint hatte ich mit dem Auto wirklich zu kämpfen. Die Vorderachse hatte überhaupt keinen Biss. Ich hatte das Gefühl, viel zu wenig Abtrieb oder jede Menge Pickup auf den Vorderreifen zu haben. Komisch war, dass sich das Auto gegen Ende meines zweiten Stints plötzlich wieder normal anfühlte. Das war etwas verwirrend.”
Tom Kristensen (Audi R18 TDI #3): “Das war ein ereignisreiches Wochenende. Wir hatten im Rennen anfangs ein paar Probleme. Aber das Auto wurde immer besser, nachdem wir den Reifendruck angepasst haben. Ich war auf dem Vormarsch, als ich leider einen schleichenden Plattfuß bekam. In Turn 1 fiel der Druck plötzlich stark ab. Ich musste mit diesem Handicap leider eine ganze Runde absolvieren, habe aber das Auto heil an die Box gebracht. Das war nicht einfach, aber (unser Ingenieur) Howden (Haynes) hat einen tollen Job gemacht und mir immer den aktuellen Reifendruck durchgegeben. Der schleichende Plattfuß hat trotzdem unser Rennen zerstört, denn so mussten wir am Ende noch einen zusätzlichen Boxenstopp zum Nachtanken absolvieren. Dass ich fast zeitgleich zum Plattfuß auch noch einen ‚Kuss’ von einem GT-Fahrzeug bekam, spielte da schon fast keine Rolle mehr.”
Ergebnis
1. Gené/Wurz/Davidson (Peugeot) 161 Rd. in 6:02.03,799 Std.
2. Montagny/Sarrazin/Minassian (Peugeot) + 42,965 Sek.
3. Capello/Kristensen/McNish (Audi R18 TDI) – 1 Rd.
4. Bernhard/Dumas/Rockenfeller (Audi R18 TDI) – 2Rd.
5. Fässler/Lotterer/Tréluyer (Audi R18 TDI) – 3 Rd.
6. Collard/Tinseau/Jousse (Pescarolo-Judd) – 5 Rd.
7. Jani/Prost (Lola-Toyota) – 5 Rd.
8. Lamy/Bourdais/Pagenaud (Peugeot) – 6 Rd.
9. Belicchi/Boullion (Lola-Toyota) – 6 Rd.
10. Lapierre/Duval/Panis (Peugeot) – 9 Rd.