Bei seinem Heimspiel in Zolder hat Frederic Vervisch seinen ersten Saisonsieg in der Superleague Formula geholt. In einem spannenden Finale um 100.000 Euro setzte sich der Belgier im Auto des Team Luxembourgs gegen John Martin (Australien) und den Schweizer Lokalmatador Neel Jani (Belgien – RSC Anderlecht) durch. Die vorherigen Rennsiege gingen an Craig Dolby (England) und den Australier Martin.
Rennen 1: Dolby gewinnt auch ohne Pole
Nach einer Strafe gegen Dolby, der vor dem Halbfinale des Qualifyings den Motor abwürgte, durfte Chris van der Drift (Neuseeland) von der Pole-Position starten. Die gewonnene Führung verteidigte der Kiwi beim fliegenden Start problemlos, hinter Dolby reihten sich Jani und Robert Doornbos (Japan) ein.
Doornbos machte wenig später Bekanntschaft mit einem anderen Lokalmatador: Der Belgier Vervisch nutzte seine Chance nach einem missglückten Überholmanöver von Doornbos gegen Jani und übernahm den vierten Platz.
Die Entscheidung um den Sieg fiel beim Pflichtboxenstopp. Dolby wurde von seiner Mannschaft am schnellsten abgefertigt und übernahm die Spitze. Van der Drifts Reifenwechsel dauerte dagegen so lange, dass auch Jani im belgischen Auto noch vorbeischlüpfte. In der letzten Runde verlor der Neuseeländer sogar noch eine weitere Position: Vervisch quetschte sich kurz vor dem Ziel vorbei in Richtung Podium. Hinter Van der Drift belegten Doornbos und Yelmer Buurman (Niederlande – PSV Eindhoven) die Plätze fünf und sechs.
Max Wissel (Südkorea) startete von der neunten Position in das erste Rennen und gewann gleich eine Position, die der Deutsche aber nach einem Fahrfehler in der vierten Runde wieder an Martin abgeben musste. Immerhin reichte es nach einem Überholmanöver gegen Andy Soucek (Spanien – Atletico de Madrid) und einem guten Boxenstopp noch zum achten Platz. Schlechter lief es für Tristan Gommendy (Frankreich – Girondins de Bordeaux), der mit einem Unfall im ersten Renndrittel sogar für eine kurze Safety Car-Phase sorgte.
Rennen 2: Wissel auf dem Podium
Obwohl sein Team alles versuchte, konnte Gommendys Auto nicht rechtzeitig zum Start des zweiten Rennens repariert werden. Der Spanier Soucek stand so ganz allein in der ersten Reihe und übernahm die Führung vor Antonio Pizzonia (Brasilien). Dahinter reihte sich Mikhail Aleshin (Ruusland) nach einem gelungenen Überholmanöver gegen Filip Salaquarda (Tschechische Republik – Sparta Prag) ein. Bis zur fünften Runde verlor Salaquarda drei weitere Plätze an Duncan Tappy (Türkei – Galatasaray), Martin und Wissel.
Bis zu den Boxenstopp konnte sich das Spitzentrio, bestehend aus Soucek, Pizzonia und Aleshin rund drei Sekunden von den Verfolgern absetzen. Noch vor Halbzeit des Rennens wurde aus dem Trio allerdings ein Duo: Pizzonia kassierte eine Durchfahrtsstrafe für seinen Frühstart und verabschiedete sich aus dem Kampf um den Sieg.
In Schwierigkeiten geriet auch der Führende Soucek: Bei seinem Reifenwechsel würgte er den Motor seines Boliden ab und konnte das Rennen nicht fortsetzen. Auch Aleshin, der sich für einen langen ersten Stint entschied, verlor den ersten Platz bei seinem Boxenstopp. Auf der richtigen Strategie war der Australier Martin unterwegs, schließlich übernahm er nach den Stopps der anderen Fahrer die Führung und holte den Sieg.
Mit einer tollen Aufholjagd fuhr Wissel bis auf den zweiten Platz nach vorne. Für den Deutschen war es das erste Podium seit seiner Rückkehr in die Superleague Formula, auch Aleshin durfte sich bei seinem Debüt-Wochenende über einen Platz auf dem Podium freuen. Die Spitzenreiter aus dem ersten Lauf schafften es nicht ganz nach vorne: Vervisch wurde Vierter, Jani kam auf den neunten Rang und Dolby schied mit einem technischen Defekt vorzeitig aus.
Superfinale: Vervisch kassiert ab
Im Finale der besten acht Fahrer flüchtete Vervisch von der Pole-Position, während Martin die Konkurrenz aufhielt – allen voran Jani, der auf neuen Reifen in das nur fünf Runden lange Rennen startete. Auf der engen Rennstrecke fand der Schweizer in den belgischen Farben allerdings keinen Weg am Australier vorbei und musste sich mit dem dritten Platz zufrieden geben.
Vom einsetzenden Regen ließ sich Vervisch an der Spitze zwar aus der Ruhe bringen und verpasste in der letzten Runde eine Schikane, ließ sich den Sieg aber nicht mehr nehmen. Hinter Martin und Jani verpasste Wissel das Podium nur knapp – dem Deutschen fehlten lediglich 0,949 Sekunden auf den Sieg.
In der Gesamtwertung liegt Australien dank der guten Leistung von Martin mit 158 Punkten an der Spitze. Auf den Plätzen zwei bis vier liegen die Verfolger dicht beisammen: Japan kommt auf 136 Zähler, Luxembourg auf 134 und die Niederlande auf 130.
Frederic Vervisch (Luxembourg): “Über den Sieg im Superfinale freue ich mich wirklich sehr. Ich dachte eigentlich, eine komfortable Führung zu haben, aber als es anfing zu regnen sagte mit mein Ingenieur, dass ich langsamer fahren solle, um keinen Fehler zu machen. Am Ende habe ich ein wenig zu viel Tempo herausgenommen und es wurde noch sehr eng mit John. Ich habe noch einmal Gas gegeben und das Auto beinahe in der ersten Schikane verloren. Bis zur letzten Kurve war es richtig spannend, das war einer der engsten Zieleinläufe meiner Karriere. Heute Nacht gibt es eine große Party mit dem Team, wir feiern den Erfolg!”
John Martin (Australien): “Das ganze Wochenende ist gut für uns gelaufen, wir waren seit dem Training am Freitag schnell unterwegs. Leider haben wir im Qualifying einen kleinen Fehler gemacht, aber heute lief es fast perfekt, ich kann mich nicht beschweren. Ich habe alles gegeben, um Frederic in der letzten Runde noch zu überholen, aber es hat nicht ganz gereicht und ich wollte auch keine Kollision riskieren. Als der Regen einsetzte, war die Strecke sehr rutschig, also bin ich vorsichtig gefahren und habe abgewartet. Dann habe ich ihn eingeholt, aber er hat einen guten Job gemacht. Im Superfinale auf dem Podium, der Rennsieg in Lauf zwei und die Führung in der Meisterschaft, das ist ein gutes Gesamtergebnis.”
Neel Jani (Belgien – RSC Anderlecht): “Ich freue mich sehr für Belgien an ihrem Heimwochenende auf das Podium gefahren zu sein. Als Schweizer gibt es für mich keine Strecke, die näher an meiner Heimat liegt, da wir keine eigenen Rennstrecken haben. Im Superfinale habe ich jede Menge Druck auf John ausüben können. In der Vergangenheit sind wir schon einmal kollidiert, damals hat er mich abgeräumt. Das wollte ich vermeiden. Trotzdem ist es für uns ein tolles Ergebnis, denn wir sind auf das Podium gekommen.”