Audi ist mit einem Podiumsergebnis in den neuen Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) gestartet. Beim 1000-Kilometer-Rennen in Silverstone (Großbritannien) belegten Timo Bernhard und Dindo Capello im Audi R15 TDI den dritten Platz. Ein Differenzialschaden am Schwesterauto mit den Fahrern Tom Kristensen und Allan McNish nach nur 15 der 170 Runden vereitelte nach der starken Qualifying-Leistung mit den Startplätzen eins und zwei ein besseres Ergebnis. McNish hatte vor 40.000 Zuschauern von der Pole-Position aus die Führung übernommen und sich in der Anfangsphase ein spektakuläres Duell mit dem späteren Sieger Anthony Davidson im Peugeot geliefert, ehe der R15 TDI mit der Startnummer “7” ohne Vortrieb auf der Strecke ausrolle. Es war der erste technisch bedingte Ausfall seit Beginn des R15-Projektes und der erste für das Audi Sport Team Joest seit mehr als vier Jahren.
Der ungewöhnliche Defekt am Differenzial, der in den nächsten Tagen bei Audi Sport in Ingolstadt genau untersucht wird, hatte auch Auswirkungen auf das Rennen von Timo Bernhard und Dindo Capello. Weil das Team mit nur noch einem verbliebenen Fahrzeug kein Risiko bei der Reifenstrategie eingehen wollte, wurden am zweiten R15 TDI beim ersten Tankstopp sicherheitshalber die Reifen gewechselt. Dadurch verloren Bernhard/Capello den Anschluss zum führenden Peugeot, der von Anfang an zwei Stints mit einem Reifensatz fuhr.
Unerwartet starkes Untersteuern sorgte zudem dafür, dass der Rückstand auf den führenden Peugeot bis zur Halbzeit auf etwas mehr als eine Minute anwuchs. In der zweiten Rennhälfte konnten Bernhard/Capello das Tempo der Spitze mitgehen und den Rückstand zeitweise sogar auf rund 50 Sekunden reduzieren. Ein zusätzlicher Tankstopp zementierte drei Runden vor dem Ziel jedoch den dritten Platz des deutsch-italienischen Duos.
Stimmen nach dem Rennen
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): “Es ist enttäuschend, dass wir aus dem guten Qualifying-Ergebnis nicht mehr machen konnten. Leider ist Allan (McNish) sehr früh im Rennen mit einem Differenzialschaden ausgefallen. Dieses Problem hatten wir in dieser Form noch nie. Mit nur einem Auto konnten wir nicht riskieren, von Anfang an Doppelstints mit einem Reifensatz zu fahren. Deshalb haben wir zu Beginn einmal öfter die Reifen gewechselt und dadurch etwas den Anschluss verloren. Wir hätten heute ein viel besseres Ergebnis erzielen können.”
Timo Bernhard (Audi R15 TDI #8): “Das war kein einfaches Rennen. Vor allem im Verkehr war es eng. Da konnte man sehr viel Zeit verlieren oder gewinnen. Wir haben über Nacht nichts am Auto geändert. Doch die Streckenbedingungen haben sich so sehr verändert, dass wir mit einem untersteuernden Auto zu kämpfen hatten – vor allem im Verkehr. Ich denke, für Dindo (Capello) und mich war es das Maximum, das wir heute herausholen konnten. Für Audi war es ein solider Start in die ILMC. Und mein persönliches Resümee ist bis auf einen kleinen Dreher im Verkehr positiv.”
Dindo Capello (Audi R15 TDI #8): “Unsere Gegner waren etwas schneller, vor allem im Verkehr. Wir hatten etwas Probleme mit Untersteuern, deshalb war unser Auto nicht agil genug, um im Verkehr mitzuhalten. Das war entscheidend. Wir haben das Maximum herausgeholt. Wir haben mit dem neuen Aeordynamik-Paket dazugelernt und werden das Auto für das nächste Rennen weiter verbessern. Schade ist, dass unsere Teamkollegen so früh ausgeschieden sind. Einen technischen Defekt hat es bei Audi schon ewig nicht mehr gegeben. Und ich bin sicher, dass sich das auch nicht so schnell wiederholen wird.”
Tom Kristensen (Audi R15 TDI #7): “Natürlich ist es ziemlich enttäuschend, so früh wegen eines technischen Defekts auszuscheiden. Bis dahin hatten wir in Silverstone ein richtig gutes Wochenende. Wir haben die Autos seit Le Mans verbessert, das konnten wir im Training bei verschiedenen Bedingungen, mit der Pole-Position im Qualifying und auch heute morgen im Warm-up sehen. Die Anfangsphase des Rennens war sehr interessant, Allan (McNish) hatte tolle Duelle mit den beiden Peugeot – aber leider nur 15 Runden lang und damit viel zu kurz. Dennoch lassen wir die Köpfe nicht hängen und freuen uns auf ein hoffentlich brillantes Rennen in weniger als einem Monat in Road Atlanta.”
Allan McNish (Audi R15 TDI #7): “Die Anfangsphase war aufregend. Ich bin sicher, dass wir uns über die gesamte 1000-Kilometer-Distanz ein intensives Duell mit Peugeot geliefert hätten. Aber als ich nach 15 Runden in die neue Infield-Sektion kam und beschleunigt habe, hatte ich plötzlich keinen Vortrieb mehr. Ich habe noch versucht, das Auto an die Box zurückzubringen, aber das hat leider nicht funktioniert. Wir haben schon viele Rennen dank der typischen Audi-Zuverlässigkeit gewonnen, deshalb kommt dieser Ausfall ziemlich überraschend. Aber ‚that’s racing’. Wir werden in Petit definitiv zurückschlagen.”
Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): “Leider fällt die Bilanz heute nicht so gut aus wie gestern. Wir haben ein Auto sehr früh mit einem Schaden am Differenzial verloren – und zwar schon vor dem ersten Stopp. Das war sehr schade. Dabei fing das Rennen mit einem heftigen Kampf um die Spitze eigentlich toll an. Das andere Auto fuhr gut durch, abgesehen von zuviel Untersteuern, auf das sich die Fahrer später aber eingestellt haben und den Speed von Peugeot mitgehen konnten. Am Ende mussten wir noch einmal nachtanken. Mehr war also nicht zu machen. Glückwunsch an Peugeot. Das war ein fehlerfreier Auftritt. Wir müssen noch etwas feilen, um in Atlanta wieder mitkämpfen zu können.”
Ergebnis
1. Minassian/Davidson (Peugeot) 170 Rd. in 5:11.41,835 Std.
2. Lapierre/Sarrazin (Peugeot) + 42,920 Sek.
3. Bernhard/Capello (Audi R15 TDI) + 1.46,357 Min.
4. Barazi/Hancock/Mücke (Lola-Aston Martin) – 3 Rd.
5. Prost/Jani (Lola-Rebellion) – 5 Rd.
6. Ragues/Mailleux/Ickx (Lola-Aston Martin) – 6 Rd.
7. Mansell/Mansell (Ginetta-Zytek) – 9 Rd.
8. Leventis/Watts/Kane (HPD) – 10 Rd.
9. Amaral/Pla (Ginetta-Zytek) – 10 Rd.
10. Moreau/Hein (Pescarolo-Judd) – 10 Rd.